Erschöpfung ist kein Zeichen von Schwäche
Wenn Sie traumatische oder langanhaltend belastende Erfahrungen gemacht haben, kennen Sie vielleicht das Gefühl, dass Ihre innere Kraft verbraucht ist. Der Tank ist leer. Erschöpfung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein deutlicher Ausdruck dafür, wie lange Ihr System stark war und gekämpft hat. Genau hier setzt die moderne Ressourcenorientierte Traumatherapie an: Sie fragt nicht zuerst, was Ihnen Schlimmes widerfahren ist, sondern was Sie stark gemacht hat und wie wir diese Stärken für die Heilung aktivieren können.
Der Fokus auf das Können, nicht auf das Defizit
Die traditionelle Therapie konzentrierte sich oft darauf, das Problem im Detail zu analysieren. In der ressourcenorientierten Arbeit drehen wir den Spieß um. Der Kerngedanke: Jeder Mensch besitzt innere und äußere Ressourcen, die ihm geholfen haben, die schlimmsten Zeiten zu überstehen. Diese Fähigkeiten sind oft nur durch die Last des Traumas verschüttet worden. Ressourcen sind alles, was Ihnen Stabilität, Kraft, Freude und Sicherheit schenkt. Das können innere Bilder, Erinnerungen, Fähigkeiten oder äußere Hilfen sein.
Drei Schritte zur Stärkung Ihrer inneren Kraft
Die ressourcenorientierte Traumatherapie (z.B. Arbeit mit dem Stärkenfokus, kognitiven, imaginativen und körperorientierten Methoden) arbeitet gezielt daran, diese Stärken zu bergen und zu verankern:
1. Den sicheren Ort erschaffen
Bevor wir überhaupt die Trauma-Erinnerungen anschauen, schaffen wir einen inneren Anker. Sie lernen, in Ihrem Geist einen Sicheren Ort zu entwickeln. Es ist einen Ort der Ruhe und Geborgenheit, der jederzeit zugänglich ist. Dieses mentale Schutzschild hilft Ihnen, sich zu stabilisieren, die emotionale Überwältigung zu reduzieren und aus dem Dauealarm des Nervensystems auszusteigen.
2. Stärken bewusst aktivieren
Wir identifizieren Ihre bereits vorhandenen Kompetenzen. Haben Sie einen schweren Verlust überstanden? Sind Sie empathisch? Haben Sie ein geliebtes Hobby? Diese Stärken werden nicht nur besprochen, sondern bewusst erlebt und im Körper verankert. Die Therapie nutzt diese Selbstwirksamkeitserfahrungen, um Ihr Selbstvertrauen zu stärken.
3. Heilung aus der gestärkten Position
Die eigentliche Traumaverarbeitung findet erst statt, wenn Sie stabil und innerlich gestärkt sind. Durch die Aktivierung Ihrer Ressourcen können Sie sich den belastenden Erinnerungen in einem kontrollierten Tempo nähern, nicht aus der Hilflosigkeit heraus, sondern aus einer gestärkten, sicheren Position. Das macht die Verarbeitung sanfter und nachhaltiger.
Fazit: Sie sind stärker, als Sie denke
Ihre Erschöpfung ist ein Signal, aber nicht das Ende Ihrer Geschichte. Ressourcenorientierte Traumatherapie hilft Ihnen dabei, Ihr tief vergrabenes Fundament an Kraft und Stabilität wieder freizulegen. Wenn Sie spüren, dass die Zeit reif ist, diese Muster liebevoll zu erkunden und freundlich und langsam loszulassen, um Ihre Kontrolle über Ihr Leben Stück für Stück zurückzugewinnen, ist die Begleitung durch spezialisierte Traumaexpert:innen der entscheidende und sichere Schritt.

