Bindungstrauma: Wenn Nähe wehtut und Sie sich doch danach sehnen
Jeder Mensch kommt mit einem tief verwurzelten Bedürfnis nach Bindung und Sicherheit zur Welt. Unsere primären Bezugspersonen sind unser emotionaler Anker. Das Bindungstrauma entsteht genau hier, in der Verletzung dieser lebenswichtigen, frühen Beziehungen.
Es handelt sich nicht um ein einmaliges Schockereignis, sondern um eine tief sitzende Wunde unserer Beziehung, die durch chronische, subtile oder offene Störungen in der Interaktion mit jenen Menschen entsteht, die Ihnen eigentlich bedingungslosen Schutz bieten sollten.
Was ist ein Bindungstrauma? Der Fokus auf der Beziehung
Ein Bindungstrauma liegt vor, wenn Sie als Kind wiederholt die Erfahrung machen mussten, dass Ihre grundlegenden Bedürfnisse nach Nähe, Trost und Sicherheit nicht feinfühlig, angemessen oder konsistent erfüllt wurden.
Typische Ursachen für Bindungstrauma → Was Sie als Kind gelernt haben könnten.
Emotionale Vernachlässigung →"Meine Gefühle sind unwichtig oder eine Zumutung."
Inkonsistenz der Eltern → "Ich weiß nie, ob ich sicher bin. Ich muss immer wachsam sein."
Abweisung oder Kritik → "Ich bin nicht liebenswert so, wie ich bin. Ich muss mich verändern."
Emotionale oder physische Gewalt → "Die Quelle meiner Sicherheit ist gleichzeitig meine größte Gefahr."
Die Folge: Eine sichere Bindung konnte nicht entstehen. Stattdessen haben Sie Überlebensstrategien entwickelt, die nicht Ihre Bedürfnisse erfüllten, sondern die Bindung zu den primären Bezugspersonen um jeden Preis sichern sollten. Ihr Verhalten war eine perfekte Anpassung an die emotionalen oder dysfunktionalen Muster Ihrer Eltern, weil dies als Kind Ihre einzige Chance auf ein Mindestmaß an Sicherheit war.
Die Folgen in erwachsenen Beziehungen
Diese kindlichen Überlebensmuster manifestieren sich in Ihren Bindungsstilen und prägen Ihre heutigen Partnerschaften, Freundschaften und beruflichen Beziehungen:
Der Vermeider: Sie ziehen sich emotional zurück, sobald es zu intim wird. Nähe wird als Einengung oder Gefahr erlebt. Sie verlassen lieber, bevor Sie verlassen werden können.
Der Ängstliche: Sie klammern, brauchen ständige Bestätigung und haben extreme Angst vor dem Verlassenwerden. Sie opfern Ihre eigenen Bedürfnisse für die Beziehung.
Der Desorganisierte: Ihr Verhalten ist widersprüchlich. Sie sehnen sich nach Nähe, stoßen diese aber gleichzeitig weg. Ihr inneres System sagt: "Ich brauche dich, aber du bist gefährlich."
Fazit und die gute Nachricht: Das Bindungstrauma ist eine Wunde, die in Beziehung heilen kann. Der Schlüssel liegt darin, die alten, unbewussten Muster zu erkennen und durch neue, sichere Erfahrungen zu ersetzen.