Traumatische Wiederholungen durchbrechen: Weg aus dem Reenactment
Reenactment (engl. „Wiederaufführung“) bezeichnet das unbewusste Wiederholen oder Nachstellen früher traumatischer Erfahrungen im späteren Leben. Betroffene geraten immer wieder in ähnliche belastende Situationen oder Beziehungen, ohne zu verstehen, warum. Man erlebt ähnliche Situationen wie in der Vergangenheit besonders, wenn man etwas sehr Belastendes oder Traumatisches erlebt hat. Das passiert oft unbewusst.
Ein Beispiel: Wer in der Kindheit oft verletzt oder verlassen wurde, kann später immer wieder in Beziehungen geraten, in denen das erneut passiert, ohne dass man das möchte. Wenn ein Mensch ein Trauma erlebt hat und dieses nicht vollständig verarbeitet werden konnte, bleibt das Erlebte oft wie „offen“ im Körper und im Nervensystem gespeichert. Es ist, als hätte der innere Alarm nie ganz aufgehört zu läuten. Ohne dass man es bewusst will, können ähnliche Situationen im späteren Leben wieder auftauchen.
Die Psyche versucht dabei oft unbewusst, eine Lösung zu finden. Sie wiederholt bestimmte Muster oder Situationen in der Hoffnung, dass es diesmal anders ausgeht, vielleicht gut oder sogar heilend. Dieses Wiederholen nennt man auch Reenactment. Hinzu kommt: Selbst schmerzhafte Erfahrungen können sich vertraut anfühlen, weil sie aus der eigenen Geschichte stammen. Diese Vertrautheit macht es schwer, alte Muster loszulassen selbst wenn sie uns nicht guttun.
Traumatherapie unterstützt dabei, alte belastende Erfahrungen zu verstehen und zu verarbeiten, Schritt für Schritt und in einem geschützten Rahmen. Im ersten Schritt geht es darum, die eigenen Muster zu erkennen: Welche Situationen oder Gefühle wiederholen sich immer wieder? Und warum? Ein zentraler Teil der Therapie ist die Stabilisierung. Das bedeutet, Sie lernen Methoden, um sich selbst zu beruhigen und ein Gefühl von Sicherheit in sich aufzubauen. Erst wenn der Körper sich sicher fühlt, kann echte Verarbeitung beginnen.
In der Verarbeitung geht es darum, sich dem Erlebten langsam und in Ihrem eigenen Tempo zu nähern, ohne es erneut durchleiden zu müssen. Dabei kommen je nach Methode Gespräche, innere Bilder, Körperwahrnehmung oder kreative Ansätze zum Einsatz. Mit der Zeit können so neue Wege entstehen. Sie lernen, sich besser zu schützen, für sich selbst einzustehen und alte, oft schädliche Muster loszulassen. Das schafft mehr Freiheit, Stabilität und Lebensqualität. Wenn sich belastende Erfahrungen im Leben wiederholen, fragen sich viele Menschen: „Warum passiert mir das immer wieder?“ oder sogar: „Mache ich etwas falsch?“
Wichtig ist zu verstehen: Reenactment ist keine Schuld. Es ist ein Schutzmechanismus Ihrer Psyche. Es ist ein Versuch, mit dem Unerträglichen irgendwie umzugehen. Diese Wiederholungen geschehen nicht absichtlich, sondern unbewusst. Mit therapeutischer Unterstützung, Zeit und Geduld ist es möglich, diesen Kreislauf zu erkennen und zu durchbrechen. Sie können lernen, sich selbst besser zu verstehen, neue Wege zu gehen und Stück für Stück aus alten Mustern auszusteigen.