Selbstliebe – Sich selbst wieder ein Zuhause sein
Selbstliebe bedeutet, sich selbst mit Wertschätzung, Mitgefühl und Fürsorge zu begegnen unabhängig von Leistung, äußeren Meinungen oder alten inneren Kritiken. Es heißt, sich selbst so anzunehmen, wie man ist mit Stärken, Schwächen, Gefühlen, Widersprüchen. Für viele klingt das einfach. Doch für Menschen mit traumatischen Erfahrungen ist Selbstliebe oft schwer zugänglich.
Ein Trauma hinterlässt nicht nur Spuren im Körper, sondern oft auch im Selbstbild. Viele Betroffene tragen tiefe innere Überzeugungen mit sich, etwa: „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin schuld“ oder „Ich darf keine Gefühle haben“. Diese Sätze entstehen nicht aus Wahrheit, sondern aus dem Versuch, in einer überfordernden Situation Kontrolle oder Halt zu finden. Doch sie verhindern echte Selbstannahme.
Hier wird Selbstliebe zur heilsamen Kraft. In der Traumatherapie lernen Menschen, diesen inneren Kritiker wahrzunehmen und neue, freundlichere innere Stimmen zu entwickeln. Selbstliebe wächst nicht von heute auf morgen, sondern in kleinen, achtsamen Schritten. Sie beginnt oft mit Selbstfürsorge: gut essen, ausreichend schlafen, Grenzen setzen, auf den eigenen Körper hören. Sie wächst weiter, wenn man lernt, sich selbst nicht zu verurteilen, sondern mitfühlend zu fragen: Was brauche ich gerade?
Warum ist Selbstliebe so wichtig bei Trauma? Weil sie das ist, was damals oft gefehlt hat: ein sicherer, liebevoller innerer Ort. Je mehr Selbstliebe entsteht, desto weniger braucht es alte Schutzmuster wie Ersatzhandlungen, Vermeidung oder Selbstabwertung. Man beginnt, sich selbst Halt zu geben und das Leben aus einer inneren Stabilität heraus zu gestalten.
In der Traumatherapie ist Selbstliebe nicht das Ziel am Ende, sondern ein Weg, der bereits Teil der Heilung ist. Jede freundliche Geste sich selbst gegenüber ein ruhiger Atemzug, ein Nein, ein kleines Ja ist ein Schritt zurück zu sich selbst.