Zwei Namen, ein Ursprung: Was Bindungs- und Entwicklungstrauma verbindet

Bindungstrauma und Entwicklungstrauma lassen sich zwar theoretisch unterscheiden, aber im echten Leben greifen sie fast immer ineinander – denn Entwicklung geschieht immer in Beziehung. Wenn ein Kind über längere Zeit nicht die Bindungssicherheit, emotionale Resonanz oder Unterstützung bekommt, die es braucht, dann wirkt sich das nicht nur auf seine Beziehungsfähigkeit aus, sondern auf seine gesamte psychische und körperliche Entwicklung.

Warum es oft eine Mischform ist:

  • Bindung ist die Grundlage der Entwicklung: Wenn Bindung nicht sicher ist, fehlt dem Kind oft auch die emotionale „Basisstation“, um Gefühle zu regulieren, Selbstwert aufzubauen oder sich sicher in der Welt zu fühlen.

  • Wiederholung über Zeit prägt das System: Traumatische Beziehungserfahrungen, die sich wiederholen, wirken nicht nur verletzend, sondern formen das Nervensystem mit – etwa durch ständige Alarmbereitschaft, Überanpassung oder Dissoziation.

  • Fehlende Bindung bedeutet oft fehlende Entwicklungsmöglichkeiten: Wenn ein Kind z. B. seine Bedürfnisse nicht äußern darf, ständig emotional auf die Eltern achten muss oder keine stabile Bezugsperson hat, kann es viele wichtige Entwicklungsschritte nicht sicher durchlaufen – etwa Autonomie, Vertrauen oder ein stabiles Selbstgefühl.

In der Therapie:

Traumatherapeutisch wird deshalb nicht künstlich getrennt, sondern sehr individuell geschaut: Was hat gefehlt? Was wurde überfordert? Was hat das Nervensystem gelernt – und wie lässt sich das heute behutsam verändern?

Zusammengefasst:

  • Bindungstrauma = verletzende oder unsichere Beziehungserfahrungen

  • Entwicklungstrauma = grundlegende Entwicklungsbedürfnisse wurden dauerhaft nicht erfüllt

  • Mischform = in den meisten Fällen – weil Beziehung der Ort ist, an dem Entwicklung geschieht

Ob Bindungstrauma, Entwicklungstrauma oder beides: Es geht nicht um Etiketten, sondern um Zusammenhang. Um ein würdiges Verständnis für das, was gefehlt hat – und um Mitgefühl für die Wege, die daraus entstanden sind.

Heilung beginnt oft dort, wo wir erkennen: Es war nicht zu viel von uns. Es war zu wenig von dem, was wir gebraucht hätten.

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