Habe ich ein Trauma? Wenn die Seele sich erinnert
Viele Menschen fragen sich irgendwann: „Habe ich ein Trauma?“ – vor allem, wenn sie sich immer wieder belastet fühlen, obwohl es keinen offensichtlichen Grund gibt. Vielleicht reagieren sie überstark auf scheinbar harmlose Situationen, fühlen sich schnell überfordert, innerlich leer, angespannt oder ständig müde. Oder sie haben das Gefühl, immer wieder in ähnliche schmerzhafte Beziehungen oder Lebensmuster zu geraten. All das kann ein Hinweis darauf sein, dass ein nicht verarbeitetes Trauma im Hintergrund wirkt.
Ein Trauma entsteht nicht nur durch schwere Unfälle, Gewalt oder Naturkatastrophen. Auch emotionale Vernachlässigung, Mobbing, Trennungen oder das Fehlen von Schutz in wichtigen Momenten können traumatisch sein besonders, wenn man sich dabei allein, ohnmächtig oder hilflos gefühlt hat. Entscheidend ist nicht das Ereignis selbst, sondern wie es erlebt wurde und ob man damit allein blieb.
Traumatische Erfahrungen werden oft nicht vollständig verarbeitet. Sie bleiben wie „offen“ im Körper und Nervensystem gespeichert. Das erklärt, warum manche Reaktionen so stark, plötzlich oder unverständlich wirken, obwohl sie zu einem früheren Erlebnis gehören.
Wie hilft Traumatherapie?
In der Traumatherapie geht es darum, wieder Verbindung zu sich selbst zu finden mit allem, was da ist: Gefühlen, Gedanken, Körperreaktionen. Der erste Schritt ist oft das Verstehen: Warum reagiere ich so? Was hat mein Körper gespeichert? Was will meine innere Reaktion mir sagen?
Die Therapie hilft dabei, sich zu stabilisieren, innere Sicherheit aufzubauen und einen achtsamen Umgang mit sich selbst zu entwickeln. Es geht nicht darum, das Trauma „auszugraben“, sondern einen geschützten Rahmen zu schaffen, in dem das Unverarbeitete nach und nach integriert werden kann in Ihrem Tempo.
Dabei kommen Gespräche, Körperwahrnehmung, innere Bilder oder kreative Methoden zum Einsatz. Ziel ist es, die eigene Geschichte zu würdigen, ohne in ihr stecken zu bleiben. Mit der Zeit entsteht mehr Klarheit, Selbstmitgefühl und die Fähigkeit, neue Wege zu gehen.
Gut zu wissen: Wenn Sie sich in vielem wiedererkennen bedeutet das nicht, dass mit Ihnen „etwas nicht stimmt“. Es bedeutet nur, dass ein Teil von Ihnen noch in Alarmbereitschaft ist und darauf wartet, gesehen und gehalten zu werden. Traumatherapie kann helfen, diesen Teil zu beruhigen und Sie behutsam wieder zu sich selbst zu führen.