Vom Vermeiden zum Fühlen: Heilung und Schutz

Viele Menschen, die schwere oder belastende Erfahrungen gemacht haben, schützen sich, indem sie ihre Gefühle vermeiden. Das ist wie ein innerer Schutzschild, der kurzzeitig hilft, nicht von Schmerz überwältigt zu werden. Doch wenn wir diesen Schutzschild dauerhaft hochhalten, können sich Gefühle stauen und zu körperlichen oder seelischen Problemen führen.

In der Therapie geht es darum, diesen Schutzmantel langsam und behutsam ablegen zu können und zwar in einem Tempo, das sich für die Person sicher anfühlt. Besonders die Traumatherapie ist darauf spezialisiert, Menschen bei der Verarbeitung belastender Erinnerungen zu unterstützen. Sie hilft dabei, die Gefühle, die mit den traumatischen Erlebnissen verbunden sind, Stück für Stück anzuschauen, ohne dass sie einen überwältigen.

Traumatherapie nutzt spezielle Methoden, die sanft und wirkungsvoll sind und den Körper sowie das Nervensystem einbeziehen. Dazu gehören zum Beispiel somatische Ansätze, wie Somatic Experiencing, bei dem durch achtsame Körperwahrnehmung und kleine Bewegungsschritte traumatischer Stress schrittweise abgebaut wird. Auch die Narrative Therapie oder ressourcenorientierte Gesprächstherapie sind sanfte Methoden, die den Fokus darauf legen, die eigene Geschichte neu zu erzählen und persönliche Stärken zu entdecken, ohne zu sehr in belastende Details einzutauchen. Ein weiteres Beispiel ist die Anwendung der Polyvagaltheorie. Dabei steht die Regulierung des Nervensystems im Mittelpunkt, wodurch Sicherheit und Stabilität im Körper gefördert werden ganz ohne, dass belastende Erinnerungen direkt ins Bewusstsein gerufen werden müssen.

Diese Techniken ermöglichen es, belastende Erfahrungen behutsam und in angemessener Dosierung zu verarbeiten, sodass sich die Betroffenen nicht erneut retraumatisieren. Statt die Schmerzen zu vermeiden, lernen sie, ihnen langsam und Schritt für Schritt mit mehr Sicherheit und Kontrolle zu begegnen, so wie es sich für sie stimmig und sicher anfühlt.

Therapeutische Methoden wie Gespräche, EMDR oder imaginative Übungen unterstützen dabei, die Verbindung zwischen den Gefühlen und den Symptomen im Körper oder Alltag besser zu verstehen. Besonders wichtig ist dabei ein vertrauensvoller Raum, der Schutz bietet, in dem sich Menschen sicher fühlen und wirklich verstanden werden. So können sie eine neue, positive Beziehungserfahrung machen, die von Vertrauen, Akzeptanz und Unterstützung geprägt ist.

Traumatherapie bedeutet, sich die eigene Geschichte anzuschauen und sie Stück für Stück so anzunehmen, dass sie nicht mehr belastet, sondern Raum für Heilung und ein gutes Leben schafft. Auch wenn dieser Weg Mut und Geduld verlangt, wird er durch eine erfahrene Begleitung umso zugänglicher und leichter.

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Ohne Boden kein Haus: Stabilisierung in der Traumatherapie